Heute 28.05. in Leipzig: PORNO, ADORNO mit Marian Mann

19-22 Uhr in den Ost-Passage-Theater Leipzig

Als Adorno mit der Kulturindustrie abrechnete, beschimpfte er sie als pornografisch und prüde. Die Zuschreibung des Pornografischen ist hier eng mit dem Obszönen verknüpft, steht für reproduzierbaren Effekt ohne kulturellen oder gesellschaftlichen Mehrwert. In seiner Abhandlungen über die Massenkultur beschreibt Adorno das Potential des reinen Kunstwerks und kontrastiert es mit Unterhaltungsformaten aus der Massenproduktion. Was würde Adorno sagen, wenn wir seine Theorie auf zeitgenössische Pornografie und ihre Produktionsweisen anwenden? Spätestens seit den 1970er Jahren, als Pornofilme in die westdeutschen Kinos stürmten, diagnostizieren Soziolog*innen und Pädagog*innen die Pornografisierung der Gesellschaft. Pornografie wird zum Massenphänomen und bleibt trotz zunehmender Verbreitung hart verurteilt und umkämpft.

Seit 2014 studiert Marian Mann Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig. Im Winter 2016/17 hat sie sechs Monate für die schwedische Pornoregisseurin Erika Lust gearbeitet. In ihrer Forschung beschäftigt sich Mann mit Pornografie und Popkultur. Ihre Abschlussarbeit ist dem Thema „Selling Sex: Das ambivalente Verhältnis von Wirtschaft und Kultur im zeitgenössischen Pornofilm“ gewidmet. Sie bewegt sich in ihrer Analyse zwischen Form und Inhalt, Individuum und Gesellschaft, Wirkmacht und Produktionsweisen. Immer entlang der Fragen: Haben Pornofilme subversives Potential? Und wenn ja, wie könnte so ein Potential genutzt werden? Sie lässt sich auf ein Gespräch mit Adorno, Bourdieu, Kant und Co. über Schmuddelfilme und kapitalistische Wirtschaftssysteme ein. Ein Dialog, der uns schmunzelnd mit der Frage zurück lässt: Kann uns Pornografie mehr erzählen als die favorisierten Sexpraktiken des deutschen Durchschnittsmenschen?